Interview mit Frieda Paris

Interview mit Frieda Paris

Was fasziniert dich am meisten an der Natur?

Die Natur: ist vielleicht ein Ort der Sehnsucht, der (Ort) überall sein kann. Diese Sehnsucht kann auch entstehen, wenn ich in der Natur bin, was momentan sehr selten vorkommt. Eine Weite, Flächen, ein unverstellter Blick, lassen Gedanken entfalten, wie ein Stück zerknülltes Papier, im Gegensatz zur Stadt, mit all ihren Geräuschen und Zeichen, da müssen die Gedanken ihren Weg finden (was für das Schreiben auch förderlich ist, das suchen). In der Natur (die für mich meist mit einem Blick ‚von oben‘ zu tun hat, mit einem Blick ‚auf etwas‘), finde ich eher und habe ich das Gefühl, weniger abgelenkt zu sein, fast wie ein Kind, das einfach nur sieht, fühlt, ohne zu bewerten, oder zu verarbeiten. Mit diesem geöffneten Blatt Papier komme ich dann zurück und versuche die Offenheit von draussen im Sinne von ’nicht vorgegeben‘ durch bestimmte Codes und Zeichen in der Stadt, zu behalten und davon ausgehend, wie das neugierige Kind, meine Worte zu setzen.

Was genau gefällt dir an Wortspielen?

Wortspiele treten dann in dem Sinne auf, als dass ich Worte sammle und wie Spielfiguren über das Feld ziehen lasse; manchmal schreibe ich einen Satz mit einem Adjektiv, von dem ich weiß, dass ich dieses unterstrichene Wort bei der nächsten Montage (ich arbeite da ein wenig wie essayistische Filmemacher mit ihren Bildern und verschiebe und baue und setze die Sätze neu) ersetzen werde. Ich übersetze vielleicht meine Texte von mal zu mal, bis ich nicht mehr stolpere (formal). Inhaltliches Stolpern darf aber sein, und sollte, damit ein ‚zwischen den Zeilen‘ entsteht, was für mich nicht mit einem Gedankenstrich oder einem Zeilensprung zu tun hat.

Was ist der Ort, an dem du am Liebsten schreibst?

Es gibt keinen richtigen Ort für mich und ich schreibe eigentlich immer, also mein Denken schreibt, wenn ich Glück habe, bekomme ich dieses Kopfkino, diese Monologe dann auf Papier und kann darauf zurückgreifen. Meine Notizen sind überall, in Heften, auf Fahrkarten, im Handy, twitter hilft mir auch dabei, zu erinnern und aufzuzeichnen. Ich habe sozusagen viele Gegenstände an unterschiedlichen Orten untergebracht, die mich erinnern lassen. Manchmal gibt es auch Menschen, die mir beim Schreiben helfen. z.B. einer, der ab und zu an einer Wiener U-Bahn Station steht. Ich sehe ihn und dann schreiben sich Gedanken, er steht meist in der selben Ecke, ich nenne ihn Ecke, das weiß er zum Glück nicht. Also Menschen und Orte und Aufzeichnungen aller Art sind dann der Ort, ein Gedächtnisraum in dem ich mich bewege, für mein Schreiben.

Was würdest du jungen Dichtern raten?

Das frage ich mich auch. Ich bin beides jung und Dichterin und zugleich frage ich mich, ob ich mich so nennen darf. Ich lebe ja auch nicht anders als andere, muss arbeiten und zwischendrin bleibe ich eben stehen und stolpere, weil ich einen Gedanken habe, den ich dann aufschreibe. Vielleicht: es ist nie zu spät für schreiben, es kann zu früh sein. Zeit, Interesse, bei dir bleiben. Nichts unversucht lassen und sich dann lösen, damit die Handschrift wächst, eine, meine Stimme bekommt. Und dann doch: Auf Lesungen gehen, Texte der anderen lesen, bei Magazinen einreichen und sich nicht fragen: Wie schreibt Silvia Plath in sieben Jahren mehr als 250 Gedichte, und dann doch nicht: jedem Wettbewerb und jeder Einreichung nachjagen. Das Schreiben als Prozess begreifen und als Verantwortung. Als ein Geschenk, dass dich immer wieder selbst überraschen sollte.

Das Interview mit Frieda Paris führten Sarah Kleinferchner und Debora Brauchle