Interview mit Vea Kaiser

Fünf Fragen an Vea Kaiser

  1. Wann und wie hast du beschlossen, Schreiben zu deinem Beruf zu machen?

Schreiben ist ja kein Beruf, den man sich aussucht. Und wenn man das tut, dann hat man entweder reiche Eltern oder ist ziemlich naiv. In das Schreiben als Beruf kann man nur hineinwachsen, das kann sich nur ergeben, ist aber nicht planbar, denn niemand hat in der Hand, wie viele Leser Deine Romane kaufen. Als ich Blasmusikpop veröffentlicht hab, war ich noch Studentin, und das gebe ich nach wie vor als meinen Beruf an, wenn man irgendwo was ausfüllen muss, nur mit dem Unterschied, dass ich mittlerweile mit der ‚Schriftstellerei‘ so eingespannt bin, dass ich kaum zum Studieren komm. Obwohl mich zwar ständig Leute fragen, ‚warum ich mir das antue‘, werd ich mein Studium auf jeden Fall fertig machen. Denn wer weiß, ob mir die Leser immer gewogen bleiben. Meine Alptraumvorstellung wäre es, irgendwann vor dem Briefkasten zu hocken und zu beten, ein Stipendium zu bekommen, weil kein zweites Standbein da ist. Daher sehe ich das immer sehr vorsichtig mit der Schriftstellerei als Beruf.

  1. Wie kamst du auf die Idee für „Makarionissi“?

Beim Zug fahren. Ich fuhr irgendwo in Tschechien herum, blickte aus dem Fenster und sah plötzlich einen Mann mit einem Metalldetektor, mitten auf einem weiten, einsamen Feld. Und als ich mich zu fragen begann, was er da wohl suche, war der Grundstein für Makarionissi gelegt.

  1. Angenommen, du würdest auf eine einsame Insel verbannt und dürftest drei Bücher mitnehmen, welche wären das?

Der Mann ohne Eigenschaften (weil man das sonst wohl nie liest) / Die Ilias (weil man da immer wieder was Neues drin entdeckt) / Middlesex (weil ich das immer wieder und wieder lesen kann)

  1. An welchem Ort schreibst du am liebsten?

Theoretisch bei mir zu Hause am Schreibtisch, vormittags, ausgeschlafen, mit mildem Tageslicht, aber kein direkter Sonnenschein, kein Internet, Telefon ausgeschalten, reichlich Kaffee, der stark und doch mild für den Magen ist. Leider nur theoretisch. Praktisch gilt: überall wo ich Ruhe hab. Denn irgendwie bin ich immer überall öfters als zuhause.

  1. Welchen Rat würdest du jungen Schriftstellern geben?

Don’t cry, work. Die hässliche Wahrheit ist, dass Dir niemand beim Schreiben helfen kann oder helfen wird. Es bringt auch nix, darüber zu klagen oder auf bessere Zeiten zu warten. Schreiben ist immer auch ein Kampf. Mit sich selber, mit der Umwelt, mit dem Text.

Das Interview mit Vea Kaiser führte Christinan Blessing